Sonntag, 4. August 2019

Ein letzter Schuss für die Feuerwehren

Django Asül im Kulturstadl am Mittermeierhof

Schweinbach. Der letzte Schuss ist gefallen. Das Magazin seines Revolvers ist leer. Nun ist endgültig Schluss, sämtliche Patronen sind verschossen. Kabarettist Django Asül hat am Samstag mit seinem sechsten Bühnenprogramm abgeschlossen. Zum Heimspiel am Mittermeierhof in Schweinbach, laut Asül dem Vorbild für die Hamburger Elb-Philharmonie, brachte er gleich seinen ganzen Hengersberger Fanclub mit, darunter auch 50 "Bettschoner" aus Deggendorf.

Nach einem lustigen regionalen Einstieg, der Schweinbach zur Weltmetropole mit lukrativer Altstadtbesichtigung werden lässt, wenn man erst einmal an Checkpoint Hubert, dem Kulturstadl-Seniorchef, vorbeigekommen ist, geht es direkt ins fünf Kilometer entfernte Hengersberg. Es ist die Heimat des türkischstämmigen Entertainers, der sein Publikum an den verbalen Ergüssen des Cappuccino-Stammtisches im Café Einhellig teilhaben lässt und die Hengersberger Beschaulichkeit mit einer Bürgerwehr ins Wanken bringt.

Eine Gratwanderung eben, bei der Django Asül bewusst bissig, aber auch nachdenklich mit hochgezogenen Augenbrauen kritisiert. Los geht alles mit einem Zeitungsartikel. "Ich habe gelesen, dass das deutsche Volk aufgrund des demographischen Wandels im Schnitt pro Jahr einige Tage älter wird, wobei ich selber im gleichen Zeitraum ein ganzes Jahr älter werde und somit weit schneller als der Durchschnitt altere." Seine Restlaufzeit sei damit rasant verkürzt. Die verbleibende Zeit wolle er sinnvoll nutzen und Gutes tun. So dürfen sich die beiden Feuerwehren Hengersberg und Schwarzach auf eine Finanzspritze freuen, denn sämtliche Eintrittsgelder wurden an diesem Tag den ehrenamtlichen Kameraden überlassen.

Und weil es pressierte, legte er im Duell mit flapsigen Floskeln und tiefgründiger Politsatire kräftig an Tempo zu, hebelte sämtliche Stammtischkonventionen aus und haute auf sämtliche Vorurteile drauf.

Für den ersten Moment kam dies alles ziemlich lustig rüber, hörte man allerdings genauer hin, schoss Django Asül scharf. Als Sprachrohr für die Hengersberger Gesellschaft brachte er immer wieder seine Stammtischbrüder ins Spiel, die unter anderem für so manch weit rechts angesiedelte Ansichten herhalten mussten. "I hob nix gega Flüchtlinge, i hob a nix gega Kängurus, i brauchs nur ned in meim Garten. Bloß weil i nix gega was hab, muaß es na lang ned do sei", gab es da ganz unverblümt zu hören.

Er überschreitet bewusst Grenzen und kokettiert mit egozentrisch angehauchten Kindheitserinnerungen, bei denen die frühkindliche Entwicklung eines Moslem mit gutbürgerlichen Spezialitäten vorangetrieben wurde. Der Genuss von Schweinebraten machte aus ihm allerdings kein Mathe-Genie. Die Mengenlehre war am Robert-Koch-Gymnasium überhaupt nicht sein Ding, dafür gehen alle, die es damals schon verstanden haben, acht Stunden täglich zur Arbeit, während Asül in seinem V8 Biturbo-Gefährt von einem Stammtisch zum nächsten rauscht. Dort findet er seine Inspiration. Und so dürfen wir wohl gespannt sein, welche Erkenntnisse sich beim Kaffeeschaumschlürfen und der Kaffeesatzleserei für das nächste Programm herauskristallisieren.


Quelle: www.pnp.de 

Die Kameraden der Feuerwehr Hengersberg bedanken sich bei Django Asül für den gemeinsamen Abend und seine großzügige Unterstützung.